Europa League: Bayers offene Rechnung im Semifinale

15 Tage vor

Europa League

Am Donnerstag geht es für die vier verbliebenen Clubs in der UEFA Europa League um eine mögliche Vorentscheidung, wer am 22. Mai in Dublin um den Titel spielen darf. Der Fokus im Semifinale liegt einerseits auf Bayer Leverkusen, das mit der AS Roma noch eine Rechnung offen hat, und andererseits auf Atalanta Bergamo, das nach dem FC Liverpool mit Olympique Marseille dem nächsten prominenten Namen ein Bein stellen will (21.00 Uhr live in ORF1).

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Atalanta geht jedenfalls mit viel Selbstvertrauen in das erste europäische Halbfinale seiner Clubgeschichte. Der Verein aus Bergamo verlor nur eines seiner letzten sechs Ligaspiele, dazu spielten sie gegen den Favoriten Liverpool im Viertelfinale groß auf. Die „Reds“ wurden von Atalanta auswärts an der Anfield Road mit 3:0 gedemütigt, dass das Heimspiel mit 0:1 verloren wurde, konnten die Bergamasken angesichts des Vorsprungs verschmerzen. „Nach dem Sieg gegen Liverpool gibt es für uns keine Grenzen mehr“, sagte Atalanta-Abwehrspieler Isak Hien.

Marseille, das im Viertelfinale die Hürde Benfica Lissabon erst nach einem Elfmeterthriller im Rückspiel überspringen könnte, geht auf das zweite Finale nach jenem 2018 los. Damals schalteten die Franzosen im Halbfinale den FC Salzburg aus. Im Endspiel war allerdings Atletico Madrid eine Nummer zu groß und holte sich mit einem 3:0 den Pokal.

Bergamo (r.) warf im Viertelfinale überraschend den FC Liverpool aus seinen Titelträumen Bayer-Revanchegelüste nach „Schande“

Die Partie in Marseille steht aber klar im Schatten der Neuauflage des Semifinales 2023 in Rom. Damals gewannen die noch von Jose Mourinho gecoachten Hauptstädter das Hinspiel im Olympiastadion der italienischen Hauptstadt mit 1:0, im Rückspiel reichte ihnen ein 0:0 zum Finaleinzug. Bei Leverkusen sitzt der Stachel jedenfalls noch immer tief. Vor allem aufgrund des Rückspiels, in dem die Deutschen den Ball trotz eines Schussverhältnisses von 23:1 nicht im Roma-Tor unterbrachten.

Dazu erbosten die destruktive Spielweise, vor allem aber das aufreizende Zeitspiel und die theatralischen Einlagen nach Zweikämpfen der Italiener die Leverkusner so sehr, dass sie öffentlich Begriffe wie „ekelhaft“, „Frechheit“ oder „Schande“ verwendeten. Sportchef Simon Rolfes erklärte, der Schiedsrichter habe sich „verarschen“ lassen, Kapitän Lukas Hradecky drückte Roms letztlich siegreichem Finalgegner FC Sevilla demonstrativ die Daumen – und Mourinho sprach derweil genüsslich von einem „fast schon epischen Spiel“.

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Die Chance zur Revanche ist auch die große Motivation der Bayer-Spieler. „Der Fußball hat sich einen Tick geändert. Aber da ist noch eine Revanche offen. Beim ganzen Verein und bei der ganzen Mannschaft“, sagte Robert Andrich. Sein Nationalteamkollege Jonathan Tah stieß ins gleiche Horn: „Wir sind alle heiß auf diese Revanche“, sagte der Innenverteidiger. „Die Energie, die wir aus dem Halbfinale und der großen Enttäuschung im letzten Jahr schöpfen konnten, ist unser Antrieb“, sagte Trainer Xabi Alonso.

Trotzdem versuchte der Spanier darauf zu achten, dass die Nebenschauplätze nicht so viel Raum einnehmen und seine Spieler nicht überdrehen. „Ein Halbfinale ist genug Motivation, da brauchen wir nichts extra“, sagte der Meistertrainer. „Es ist keine Revanche. Wir spielen wieder gegen Rom, aber es ist eine neue Situation: Sie haben einen neuen Trainer. Es ist die zweite Chance. Die wollen wir nutzen und ein besseres Ergebnis erzielen.“

Roma mit anderem Gesicht

Der Gegner präsentiert sich mittlerweile anders als im Vorjahr. Seit Daniele De Rossi das Traineramt bei der AS Roma im Jänner übernommen hat, sind die Hauptstädter im Aufschwung. Das Vereinsurgestein verpasste den „Giallorossi“ einen etwas offensiveren Spielstil – mit Erfolg. In 20 Pflichtspielen setzte es nur drei Niederlagen. In der Liga sind die Römer drauf und dran, sich für die Champions League zu qualifizieren, und im Europa-League-Viertelfinale eliminierten sie mit zwei Siegen den AC Milan.

Unter De Rossi geht die Roma deutlich offensiver ans Werk als noch unter Mourinho

Auch gegen Bayer soll das neue Selbstbewusstsein demonstriert werden. Dass die Deutschen noch ungeschlagen sind, lässt De Rossi kalt. „Es gibt keine unschlagbaren Teams“, ließ der 40-Jährige ausrichten. Stürmer Tammy Abraham würde das im Heimspiel gerne unter Beweis stellen. „Wir würden gern die Mannschaft sein, die ihren Lauf beendet“, sagte der Engländer mit Blick auf die Werkself. Mit Abraham, Paulo Dybala und Romelu Lukaku verfügt die Roma jedenfalls über das notwendige Offensivarsenal.

Damit soll auch die Bayer-Serie beendet werden. 46 Pflichtspiele absolvierte Leverkusen in dieser Saison und blieb dabei ohne Niederlage. Seit der Krönung zum Meister gab es allerdings zuletzt nur drei Unentschieden, die allesamt erst kurz vor Spielende gerettet wurden. Auf dem Weg zum anvisierten Triple will das Team von Trainer Xabi Alonso nun wieder auf die Siegerstraße zurückkehren. „Wir haben die Chance, das Triple zu gewinnen. Das bedeutet allen Spielern und allen im Club alles“, erklärte Sport-Geschäftsführer Rolfes. Trainer Alonso hat noch ein zusätzliches Ziel: „Wir wollen ungeschlagen bleiben bis zum Ende der Saison.“

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