„Ich will keine Maske tragen“: ESC-Favoritin Angelina Mango aus ...

11 Tage vor
Angelina Mango

Für Italien wird es erst am Samstag richtig ernst. Wie fühlst du dich bisher?

Im Moment bin ich noch ziemlich ruhig und ungestresst. Die Angst hat noch nicht eingesetzt. Ich kann es nur nicht erwarten, endlich zu singen und zu tanzen. Lasst mich auf die Bühne!

Was bedeutet für dich der ESC?

Für mich ist Eurovision vor allem eine Überraschung. Ich habe es nicht erwartet, für Italien teilnehmen zu können. Ich will Spaß haben. Aber es auch ernst nehmen. Es ist eine großartige Chance für mich. Um meine Musik in der Welt bekannt zu machen. Ich will von diesen Erfahrungen hier lernen. Ich stehe noch ganz am Anfang meiner Karriere und da ist es wichtig, alles mitzunehmen, was ich kann. 

Welchen Stand hat der ESC in Italien?

Eurovision ist der größte Song Contest der Welt – und auch in Italien unheimlich wichtig. Vor allem die jüngere Generation begeistert sich für das Event. Ich spüre wirklich die Unterstützung von meinen Fans aus meinem Heimatland. 

Hat der ESC-Gewinn von Måneskin dem Wettbewerb im Land einen Popularitätsschub gegeben? Immerhin ist das Sanremo-Festival eigentlich das größte Musikevent im Land. 

Vielleicht. Sie sind eine sehr junge Band und wir vertreten eine ganze Generation. Aber Sanremo ist wie Weihnachten in Italien. Es gibt Menschen, die sich das ganze Jahr auf dieses Festival freuen, fast wie auf ihren eigenen Geburtstag. Sanremo ist einfach Tradition und mehr eine Feier der Musik als ein Wettbewerb. Es spiegelt einfach wider, wo der Puls der italienischen Musik gerade schlägt. Deswegen war mein Erfolg beim Sanremo-Festival auch so überraschend und wichtig für mich. 

Dein Song spricht über die Wichtigkeit des Sich-Langweilens. Kannst du uns das näher erklären?

Für mich ist das Sich-Langweilen nichts Schlechtes. Im Gegenteil: Wir haben derzeit in der Welt nicht ausreichend Momente, wo wir uns langweilen können. Es gibt ständig etwas zu tun. Ich versuche jeden Tag mindestens zehn Minuten des Langweilens zu finden, um mich auf mich selbst zu konzentrieren. Vor allem für junge Menschen ist es wichtig, den Moment zu haben, einfach mal durchatmen und nachdenken zu können. Und manchmal vergessen wir das einfach. Die Message meines Songs ist, dass wir uns in diesen Momenten auch des Positiven bewusst werden, gegen die schlechteren Zeiten in unserem Leben. Und auf diese Botschaft bin ich stolz. 

Findest du denn hier beim ESC deine Momente des Sich-Langweilens?

Ich versuch’s. (lacht) Es ist manchmal nicht einfach. Aber jeden Morgen wache ich etwas früher auf, um ein paar Minuten nur für mich zu haben. Denn es ist wichtig, mich zu zentrieren. Das hier ist so eine große Erfahrung und ich will keine Sekunde davon vergessen oder ungenutzt lassen. 

„La Noia“ benutzt auch lateinamerikanische Rhythmen, Cumbia. Ist das, weil der Stil populär ist?

Nein. Wir haben uns ganz bewusst für Cumbia entschieden, weil es die Botschaft des Lieds unterstreicht. Cumbia ist eine Tanzrichtung aus Mexiko und Kolumbien, die als geistige Flucht vor den schlechten Dingen aus dieser Zeit benutzt wurde. Und ich mag es, mit meiner Musik zu reisen. Ich glaube nicht, dass es für die Kunstart Grenzen gibt. Ich kann gesanglich überall hinreisen. Auch nach Mexiko und Kolumbien. 

Du bist, besonders in Italien, eng mit dem Erbe deines Vaters verknüpft. 

Wenn ich an meinen Vater denke, dann ist mir das wichtiger, was er mir persönlich bedeutet hat und weniger, was er mir musikalisch vererbt hat. Mir ist es wichtiger, dass ich fühle, dass er in mir als Mensch weiterlebt.

Du bist auch schon vor dem ESC eine äußerst erfolgreiche und bekannte Musikerin gewesen. Wird das am Samstag das Zünglein an der Waage sein?

Ich glaube nicht. Am Samstag sitzen wir alle im selben Boot und wollen einfach unsere Botschaft in die Welt hinaustragen. Egal ob sie nur bei drei Menschen ankommt oder bei Hunderten. 

Hast du die anderen Acts schon gesehen?

Ja. Noch nicht alle, aber bei den Proben habe ich das ein oder andere Mal neugierig reingeschaut. Und man hat sich bei den Preparties gesehen und unterstützt. Jedes Lied hat ein paar traditionelle Elemente und es ist wunderbar, dass wir uns austauschen und voneinander lernen können. Ich habe sogar Instrumente gesehen, die ich vorher nicht kannte.

Was erwartest du dir vom Samstag?

Nichts. Ich mag es nicht, Erwartungen an meine Zukunft zu stellen. Das einzige, was mir am Herzen liegt, ist, dass ich nach dem Song Contest nichts bedauere. Ich will alles geben können, was ich kann und auf der Bühne einfach nur ich selbst sein. Ich will keine Maske tragen. Ich will einfach nur eine 20-jährige Frau sein, die Spaß auf dieser Bühne hat. Wenn das klappt, dann bin ich glücklich.

Du wirst als eine der Favoriten auf den ESC-Sieg gehandelt. Baut das Druck auf?

Nein. Ich gebe nicht sehr viel auf Wettquoten und Erwartungen von anderen. Ich habe ein Großteil meines Lebens mit den Erwartungen anderer zu kämpfen gehabt. Jetzt spielen sie für mich einfach keine Rolle mehr. Es ist mir egal. Und das tut mir gut. Ich will einfach nur Spaß haben. Natürlich bauen positive Reviews die Selbstsicherheit auf und ich freue mich, wenn es anderen gefällt. Aber es muss mir auch gefallen. 

Wie findest du den luxemburgischen Beitrag?

Ich mag den Song sehr! 

Du hast eine ganze Reihe von Tattoos. Welches liegt dir am meisten am Herzen?

Hmm … Die Kassette ist mein rezentestes. (Sie zeigt auf ein kleines Tattoo) Das habe ich mir erst letzte Woche stechen lassen. Doch am wichtigsten ist, glaube ich, das, was ich mit meinem Bruder zusammen habe machen lassen. (Sie zeigt auf das Tattoo einer Sanduhr am inneren Handgelenk)

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